Die gestohlene Zeit
„Die Zeit zurückholen? Ja, ich glaube, dass ich das schaffen kann! Auf jeden Fall! Ich schaffe das!“
Für 11 Wochen begaben sich 17 inhaftierte Männer der JVA Zeithain auf eine kurze und doch sehr zeitintensive Reise in die Welt des Theaters, um eine Geschichte zu erzählen, in welcher selbst das Unmögliche möglich wird…
Die JVA Zeithain ermöglicht anspruchsvolle Theaterprojekte mit Inhaftierten, welche regelmäßig vor öffentlichem Publikum aufgeführt werden. Dieses Projekt war darüber hinaus Bestandteil des Gedenkjahres „Wandel hinter Gittern. 300 Jahre Gefängnis Waldheim – 300 Jahre sächsische Vollzugsgeschichte“ und feierte im Rahmen eines Fachsymposiums „Vollzug für das 21. Jahrhundert“ seine Premiere.
Insofern lag es nahe, sich inhaltlich auch mit dem Thema Strafvollzug zu beschäftigen, um den Vollzug zu begreifen und nach neuen Möglichkeiten und Entwicklungen zu fragen und vor allem nach der Zeit, die man nutzen kann oder auch nicht. Zeit als Metapher für verlorenes Leben oder die Möglichkeit sinnvolle und positive Lebensqualitäten auch in schwierigen Zeiten zu finden und daran zu wachsen.
Für das Projekt führte ich einerseits persönliche Interviews mit den Gefangenen, die als dokumentarische Sequenzen auf der Bühne Einblick in ihre Gedanken im Haftalltag gaben und brachte andererseits Naturaufnahmen als bühnenfüllende Projektionen mit ein, die poetische Bilderwelten erzeugten.
Das Projekt regte zum Nachdenken über das Potential an die Zeit im Vollzug sinnvoll zu gestalten und Räume zu schaffen, für neue Erfahrungen und Begegnungen mit sich selbst und dem Gegenüber. Theater als eine Möglichkeit für einen Moment aus dem Haftalltag zu entfliehen und sich in neue soziale Räume zu begeben, für das eigene innere Kind und für die Kinder, deren Väter inhaftiert sind, für gesellschaftliche Verantwortung und für ein Leben nach der Haft.