Dieses Gebilde ist fragil

Dieses Gebilde ist fragil

„Nur wer die Vergan­gen­heit kennt, kann die Gegen­wart verste­hen und die Zukunft gestal­ten“. (August Bebel)

Nachdem die Instal­la­tion zwischen­zeit­lich durch Vanda­lis­mus zerstört wurde, ist sie nun wieder bis zum 4.06.23 am Olbricht­platz zu erleben.

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Das Sowje­ti­sche Ehren­mal am Olbricht­platz in Dresden ist zuneh­mend baufäl­lig und muss in naher Zukunft restau­riert werden. Die tatsäch­li­che Baufäl­lig­keit dieser Konstruk­tion verstehe ich zugleich als ein treff­li­ches Sinnbild für seine inhalt­li­che Wider­sprüch­lich­keit und geschicht­li­che Komple­xi­tät. Nicht nur die materi­elle Konstruk­tion muss saniert werden, sondern auch inhalt­lich muss eine Überar­bei­tung statt­fin­den. Es muss eine Form für die wider­sprüch­li­chen histo­ri­schen Bezüge dieses Objek­tes und Ortes gefun­den werden.

Das tempo­räre Kunst­werk mit dem Titel „Dieses Gebilde ist fragil“ lenkt den Blick auf die ambiva­lente Geschichte des Denkmals wie auch die ausge­spro­chen unter­schied­li­chen aktuel­len Perspek­ti­ven auf den Jahres­tag des 8. Mai 1945. Hinter­grund der künst­le­ri­schen Inter­ven­tion und der Veran­stal­tung ist auch die im Jahr 2024 bevor­ste­hende Sanie­rung und geplante Kontex­tua­li­sie­rung des Denkmals.

Das Denkmal wurde unmit­tel­bar nach Kriegs­ende im Auftrag der Roten Armee durch den Dresd­ner Bildhauer Otto Rost entwor­fen und als Ehren­mal für die gefal­le­nen Solda­ten der 5. Garde­ar­mee am 25. Novem­ber 1945 einge­weiht. Das Denkmal war damit das erste im Auftrag der Roten Armee errich­tete Denkmal für sowje­ti­sche Solda­ten auf deutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1994 wurde das ursprüng­lich am Albert­platz befind­li­che Denkmal vor das Militär­his­to­ri­sche Museum am Olbricht­platz umgesetzt und gilt bis heute als bedeu­ten­des Zeugnis der kommu­na­len Gedenk- und Erinnerungslandschaft.

Ich greife eine bereits durch den Denkmal­schutz angebrachte Siche­rungs­spange an dem sanie­rungs­be­dürf­ti­gen Denkmal auf, und fasse diese in roter Farbe neu. Ergänzt wird diese farbige Verän­de­rung an drei Seiten des Denkmals durch Textfel­der, auf denen in roter Schrift auf weißem Grund jeweils ein Schrift­zug steht: „Dieses Gebilde ist fragil!“, „This struc­ture is fragile!“ und „Эта конструкция хрупкая!“. Mit der tempo­rä­ren Umspan­nung des Denkmals stelle ich nicht nur die Frage nach der materi­el­len Fragi­li­tät des Denkmals, sondern auch die nach der Fragi­li­tät der erinne­rungs­kul­tu­rel­len Kontexte und einer erfor­der­li­chen Neube­wer­tung eines Denkma­les, das 1945 von einem Künst­ler entwor­fen wurde, der zugleich NSDAP-Mitglied war.

Ebenso wie die milita­ris­ti­sche Formen­spra­che des Denkmals wirft auch die Einord­nung des Denkmals wie auch des 8. Mai als Tag der Befrei­ung nicht zuletzt anhand unter­schied­li­cher Erinne­rungs­räume und vor dem Hinter­grund einer plura­lis­ti­schen Erinne­rungs­kul­tur und einem diffe­ren­zier­ten Erinnern der Gewalt­ge­schichte Ostmit­tel- und Osteu­ro­pas im 20. Jahrhun­dert Fragen auf, die für eine zukünf­tige Kontex­tua­li­sie­rung von Bedeu­tung sind.

Sound­per­for­mance am 8.Mai

Am Montag, den 8. Mai ab 16 Uhr führe ich die Sound­per­for­mance Leben halten am Denkmal durch.
Ausgangs­punkt der Performance ist der Herzschlag der vier Performer*innen, als Signal des Lebens und als Rhyth­mus, der alle Lebewe­sen über alle Grenzen mitein­an­der verbindet.
Performance mit Felix Arend, Jasmin Jantke, Felix Schenk und Fanny Schorr.
Sound­pro­duk­tion: Falk Meutzner.

Dokumen­ta­tion: LEBEN HALTEN

Gesprächs­ver­an­stal­tung am 8.Mai

Ebenfalls am 8. Mai 16 – 18 Uhr findet vor Ort am Denkmal eine öffent­li­che Gesprächs­ver­an­stal­tung unter Betei­li­gung der Dresd­ner Kultur­bür­ger­meis­te­rin Annekat­rin Klepsch, der Künst­le­rin Svea Duwe und des Histo­ri­kers Justus Ulbricht und der Leite­rin des Kunst­hau­ses Dresden, Chris­tiane Menni­cke-Schwarz statt. Die Diskus­sion wird gelei­tet durch die auf osteu­ro­päi­sche Geschichte des 20. Jahrhun­derts spezia­li­sierte Histo­ri­ke­rin Katja Makho­tina.

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